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Lilith Meditation - „Dance Of The Red Dakini“

Immersive Klanginstallation in 5.1 Dolby Surround von Frank Oehlmann, 2025

Samstag 10.05.25 um 17 Uhr – Bunker K101, Körnerstr. 101, 50823 Köln-Ehrenfeld

1. Lilith – Der Schwarze Mond

Astronomisch gesehen ist Lilith kein physischer Himmelskörper, sondern ein berechneter Punkt: der zweite Brennpunkt der Mondumlaufbahn um die Erde, auch Apogäum des Mondes genannt. Es ist jener Ort, an dem der Mond am weitesten von der Erde entfernt ist – dunkel, unsichtbar und symbolisch aufgeladen.

In der Astrologie verkörpert Lilith genau diese Unsichtbarkeit: sie steht für verdrängte Urkräfte, radikale Autonomie, tabuisierte Weiblichkeit, und eine ungezähmte Seele, die sich nicht vereinnahmen lässt – weder von gesellschaftlichen Normen noch von inneren Anpassungsmechanismen.

2. Der Planetenton Lilith – Berechnet nach Hans Cousto

Der Schweizer Mathematiker und Musikforscher Hans Cousto entwickelte ein System, um astronomische Zyklen in hörbare Frequenzen zu übersetzen – die „Kosmische Oktave“. Der Planetenton von Lilith basiert auf dem Umlaufzyklus dieses lunaren Brennpunktes und ergibt, transponiert in den hörbaren Bereich, eine tieffrequente Schwingung, die in dieser Komposition als Grundton präsent ist.

Diese Frequenz wirkt weniger durch Melodie als durch Vibration – sie lässt sich mehr fühlen als hören, was der Natur Liliths als „nicht sichtbare Kraft“ entspricht.

3. Lilith im Horoskop – Nach Jeffrey Wolf Green

In der evolutionären Astrologie nach Jeffrey Wolf Green ist Lilith ein Schlüssel zur Seelentiefe. Sie zeigt, wo sich die Seele nicht länger anpassen kann – wo sie radikale Authentizität fordert. Dort, wo Lilith im Horoskop steht, liegt oft eine tiefe Wunde, die nur durch Rückverbindung zur eigenen Wahrheit heilen kann.

Lilith zwingt zur Wahrhaftigkeit jenseits von Komfort, oft auch zum Bruch mit äußeren oder inneren Autoritäten. Sie ist die Kraft, die uns zur spirituellen Reifung treibt, indem sie uns in die Konfrontation mit dem Unbequemen, aber Wesentlichen führt. 

Archetypisch entspricht die (Rote) Dakini dem Ursymbol der schöpferischen weiblichen Wildheit – ähnlich wie Lilith, Kali oder auch die wilde Sophia. Sie ist kein „liebliches“ Weiblichkeitsbild, sondern eine Gestalt des Chaos, das ordnet, der Zerstörung, die befreit und der Leidenschaft, die wandelt.

Die Drehung, der Wirbel, der Tanz der Dakini sind keine Darbietung, sondern ein kosmischer Akt – ein rituelles Zerschneiden der alten Form, ein ekstatisches Herauslösen aus dem Ich-Zentrum.

4. Der Mythos von Lilith

Lilith entstammt der sumerisch-babylonischen Mythologie und wurde später in jüdischen Überlieferungen weitergeführt. In der bekanntesten Version ist sie die erste Frau Adams, geschaffen gleich und nebeneinander. Als Lilith sich Adam nicht unterordnen will, verlässt sie das Paradies aus freiem Willen.

Sie wird zur Außenseiterin, Dämonin, Verführerin – aber auch zur Urgestalt weiblicher Selbstbestimmung. In ihrer Symbolik begegnen sich Licht und Schatten, Erotik und Spiritualität, Wildheit und Weisheit. Lilith ist das, was sich nicht zähmen lässt – was sich der Ordnung entzieht, um eine höhere Ordnung zu finden.

5. Die Komposition

Die Komposition entstand aus einer tiefen Meditationserfahrung:
Ein Strom glühender Lava durchbricht eine harte Kruste über dem Herzchakra – eine eruptive Bewegung aus der Tiefe ins Licht. In ihrem Zentrum erscheint die Rote Dakini, tanzend, drehend, wild. Dieser innere Befreiungsakt bildet das Herzstück der musikalischen Idee.

Die gesamte Komposition basiert auf dem Planetenton von Lilith, wie er von Hans Cousto berechnet wurde:
246,04 Hertz, entsprechend dem Ton h, ergibt umgerechnet eine Tempogrundlage von 115,3 BPM. Auf dieser Frequenz aufbauend wurde eine Obertonreihe ermittelt, die zur Grundlage der instrumentalen Stimmung wurde – eine Musik, die nicht nur gestimmt, sondern auf einen kosmischen Impuls eingeschwungen ist.

Die Instrumentierung folgt dem Charakter Liliths:

  • Metallisch-rhythmische Instrumente wie Handpans in verschiedenen Versionen, gespielt mit variierenden Anschlagstechniken und polyrhythmisch verwoben
  • Gestimmte Gongs und Sinustöne, eingebettet in binaurale Rhythmen, die gezielt auf das Gehirnwellenmuster wirken
  • Eine Bassdrum, deren Puls sich von langsam zu schnell und zurück entwickelt – wie ein beschleunigter Herzschlag
  • Modulierende Synthesizerflächen, die sich aus der Tiefe heraus entfalten und einen atmosphärischen Raum öffnen

Die Musik ist für Dolby Atmos (Kopfhörer) und Dolby Surround (Lautsprecher) konzipiert und erlaubt eine räumliche Rotation der Klänge:
Töne bewegen sich hörbar um die Hörenden herum – sie tanzen, wirbeln, kreisen, wie die Dakini selbst.

Der Verlauf des Stücks (Dauer: ca. 37 Minuten) spiegelt die Dramaturgie der Vision:
Es beginnt mit mehreren Gongschlägen – einem Weckruf aus der Tiefe. Dann setzt der langsame isochrone Rhythmus der Bassdrum ein, wandert von links nach rechts. Allmählich kommen die Handpans hinzu, zunächst sparsam, dann dichter, rhythmisch komplexer.

Bis zur Mitte des Stücks (ca. Minute 19) verdichtet sich alles:
Rhythmen beschleunigen sich, Schichten überlagern sich, die Drehbewegung der Klänge intensiviert sich – bis zu einem Punkt, an dem die Bewegung in scheinbarem Stillstand kulminiert. Die Synthesizerflächen steigen in ihrer Tonhöhe dabei zu einem Höhepunkt an.

Nach diesem Wendepunkt entspannt sich das Stück allmählich.
Der Puls verlangsamt sich, Klänge zerfallen in feine Schichten, die binauralen Beats sinken von Alpha- zu Theta-Wellen – bis schließlich Stille einkehrt.

So wie die Vision in Stille wurzelt und in Stille endet, tut es auch die Musik.
Sie ist nicht linear erzählt, sondern zyklisch erfahren – eine innere Reise, ein tanzender Kreis, eine Drehung um das Unaussprechliche.