„Saturnalien – Bleiverkratzungen“
Winterstarre und Kälte – unter der grauen Oberfläche kratzen, den gefrorenen Boden aufreißen – Strahlen blitzen auf
Astrologie und Alchemie ordnen das Metall Blei dem Planeten Saturn und dem Zeichen Steinbock (Wintermonate Dezember und Januar) zu.
Saturn/Blei (siehe auch Saturn-Blei) steht mit seiner Schwere für Struktur und Form, die auch zu Erstarrung führen kann. Konzentration und Kargheit des Saturn bilden den Gegenpol zur Ausdehnung Jupiters. Saturn spiegelt das Individuum im Verhältnis zum Kollektiv wider.
Blei absorbiert und schützt so vor Röntgen- und Gammastrahlen, Es ist ein unedles Metall und daher Symbol der Schwere, Dichte, Unreinheit und Undurchdringlichkeit, der Bedrückung und der Melancholie; in der christlichen Symbolik auch Ausdruck für die Sündhaftigkeit des Menschen.
Durch Kratzen, Ritzen und Zeichnen in die weiche Oberfläche des Bleis entstehen Bewegung und Dynamik. Der Metallische Glanz des nicht oxidierten Materials spiegelt, reflektiert Licht, strahlt und nimmt die bleierne Schwere. Durch variantenreiche Transformationsprozesse entstehen vielfältige Grauschattierungen, die sich je nach Blickwinkel ständig verändern. Die einzelnen Platten, verdrahtet, verlötet und genagelt, stets in starren 90 Grad Winkeln angeordnet, ergeben in ihrer Raumverteilung die übergeordnete Struktur und Flächenkomposition.
Die Saturnalien waren zunächst ein römisches Fest zwischen dem 17. und 23. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn (Kronos), der als Herrscher des urzeitlichen goldenen Zeitalters galt. Die Feiern begannen mit einem Opfer vor dem Tempel des Saturn und einem öffentlichen Mahl. Wichtigster Aspekt der Saturnalien war die Aufhebung der Standesunterschiede, auch Sklaven wurden an diesem Tag von ihren Herren wie Gleichgestellte behandelt. Die auf diese Weise eingeräumte Freiheit diente als „Überdruckventil“ für Unmut und Frustration.
In der Alchemie ist Blei die Grundsubstanz, die prima materia (Arkan- oder Wandlungs-substanz), die durch die Prozeduren des alchemistischen Prozesses zu dem edlen Gold gewandelt wird. Das Blei beinhaltet einen inneren Gegensatz. In seinem Inneren befindet sich entweder die weiße Taube des Heiligen Geistes oder aber ein gefährlicher Dämon, der den Adepten wahnsinnig macht. Aus diesen Formulierungen geht hervor, dass die Alchemisten mit ihren Umwandlungsprozessen im Labor ein spiritiuelles Anliegen hatten, in dem es darum ging, nicht nur die äußere Materie, sondern auch den inneren Menschen zu verwandeln und im Gold zu höherer Bewusstheit zu führen.
C. G. Jung hat die Analogie von Prozessbildern der Individualpsyche mit dem geistes-geschichtlichen Phänomen der alchemistischen Bilderserien und Symbole beobachtet. Der Individuationsprozess zeigt starke Übereinstimmung mit dem alchemistischen Wandlungsprozess.